In seiner berühmten „Introduction to a True History of the Cinema“ sprach Jean-Luc Godard davon, dass der Schnitt „äußerst wichtig“ sei. Hier zielte Godard nicht nur auf die Rolle des Schnittes im Filmgeschäft, sondern auch auf sein Verhältnis zum Sprechen und Schreiben über den Film, zum Diskurs des Kinos. „Man muss immer zweimal suchen. Das ist es, was ich mit dem Bearbeiten meine: einfach etwas verbinden. Hier liegt die unglaubliche Kraft der Bilder und des dazugehörigen Klangs, oder des Klangs und des dazugehörigen Bildes. All das, ihre Geologie, ihre Geographie, umfasst meiner Meinung nach die Filmgeschichte, und sie bleibt unsichtbar. Besser, wenn es nicht gezeigt wird, wird es gesagt.“ Das Kino ist ein Ort der Verbindungen; der Herstellung von Verbindungen zwischen einzelnen Bildern, zwischen Bildern und Klängen, zwischen dem Publikum und der Leinwand und schließlich zwischen verschiedenen Filmen in ihrer Abgrenzung und Gegenseitigkeit zueinander.
In diesem Zusammenhang, wie Frieda Grafe 1995 schrieb: „Im heutigen europäischen Kino sieht man nichts, wenn man nicht auch an seine amerikanische Vergangenheit denkt“. Daher erscheint es ziemlich töricht, die Entwicklungen im aktuellen deutschen Kino in einer völlig adäquaten Weise zu beschreiben: nicht nur, weil sich das heutige deutsche Kino derzeit mehr verändert als in den letzten zwanzig Jahren, sondern auch, weil eine solche Beschreibung vor allem das Schneiden von Verbindungen bedeutet. Denn bestimmte Aspekte aktueller Entwicklungen zu beschreiben, bedeutet eine Wahl zu treffen – eine Wahl, die hier unter dem Titel „Aktuelle Trends im deutschen Film“ vorgestellt wird und deren Blickwinkel sukzessive erweitert werden sollen. Ziel ist es, eine dynamische und kontinuierliche Befragung zu ermöglichen, die – um eine möglichst große Vielfalt an Perspektiven zu gewährleisten – von Gastautoren durchgeführt werden soll.
AUSZEICHNUNGEN UND ANERKENNUNG
Um diese Diskussion über aktuelle Trends zu beginnen, ist es wichtig, auf das zu reagieren, was sicherlich das offensichtlichste Merkmal ist: den Erfolg. Bereits 2003 gab es viel Raum für Optimismus. „Die deutsche Filmindustrie hat in diesem Jahr international mehr zu feiern als je zuvor“, berichtete die dpa und verwies nicht nur auf den Oscar von Caroline Link für „Nirgendwo in Afrika“. International anerkannt wurde 2003 auch Katja Riemanns Preis in Venedig, wo sie für ihre Rolle in der „Rosenstraße“ zur besten Schauspielerin gekürt wurde, der Triumph von „Good Bye, Lenin!“ beim Europäischen Filmpreis oder der Coup von Dito Tsintsadzes Drama „Schussangst“, dem ersten deutschen Film in der 51-jährigen Geschichte des Internationalen Filmfestivals von San Sebastián, der den Golden Shell Award für den besten Spielfilm erhielt. Diese inspirierende Geschichte setzte sich 2004 mit Fatih Akins Film „Gegen die Wand“ mit spektakulärem Erfolg fort. Akins vierter Film war der erste deutsche Beitrag, der nach achtzehn Jahren bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Es folgte der Deutsche Filmpreis und schließlich – in direkter Anlehnung an „Good Bye, Lenin“! – den Europäischen Filmpreis. So erhielt Akin bei den Preisverleihungen im Dezember 2004 in Barcelona auch den Publikumspreis für den besten Regisseur, Daniel Brühl den Publikumspreis für den besten Schauspieler für seine Leistung im Film „Was nützt die Liebe in Gedanken“. Auch die deutsch-österreichische Koproduktion „Die fetten Jahre sind vorbei“ des Filmregisseurs Hans Weingartner erlangte international große Anerkennung und war der erste deutsche Film seit elf Jahren, der in Cannes am Wettbewerb teilnahm. Ebenfalls nach Cannes eingeladen wurde Klaus Hüttmann, der seinen Kurzfilm „Der Schwimmer“ im Wettbewerb präsentierte, während Angela Schanelecs „Marseille“ in der Rubrik „Un Certain Regard“ gezeigt wurde.
EIN ANFANG – MAL FÜNF
Bei all diesen Auszeichnungen und Zahlen zeichnen sich fünf Entwicklungen als besonders bedeutsam für den aktuellen Erfolg des deutschen Kinos aus, die daher in den „Current Trends“ an erster Stelle stehen sollten:
Unter dem Titel „Vom Bildschirm auf die Leinwand“ wirft Rainer Dick einen Blick auf die „deutsche Filmkomödie zu Beginn des 21. Jahrhunderts“. Unter dem Motto „Der neue deutsche Kinderfilm“ befragt Katrin Hoffmann neue Entwicklungen. In „Unter den Trümmern der Popkultur“ sucht Christian Buß nach Manifestationen von „Jugend im deutschen Kino“. In Anlehnung an den Film „Go, Trabi, Go“ vertieft Ralf Schenk die DDR-Vergangenheit, die Zeit der Wende sowie die Post-Wende-Zeit im deutschen Film von 1990 bis 2005. Der nächste Beitrag, der in Kürze in der Rubrik „Aktuelle Trends im deutschen Kino“ veröffentlicht wird, konzentriert sich auf das Thema Nationalgeschichte, ein neu entdecktes Thema im deutschen Kino.
Detail Beli. cialis drug Produk Terbaru.